«Wir leisten uns eine Werkstatt für politische Bildung»

Die Sozialdemokratische Partei Kanton Solothurn gründete vor knapp drei Jahren mit grosser Unterstützung von alt Nationalrat Andi Gross, des Gewerkschaftsbundes und Privatpersonen ein Polit- und Demokratie-Atelier, die «Bildungswerkstatt Willi Ritschard» (WRB). Nach zehn Veranstaltungen ist es an der Zeit darüber zu berichten, Bilanz zu ziehen und einige Teilnehmende mit ihren persönlichen Beurteilungen und Einschätzungen zu Wort kommen zu lassen.
Immer mehr Menschen, auch in unserem Kanton, fühlen sich von den Entwicklungen in dieser Welt im Kleinen wie im Grossen überfordert. Sie blicken nicht mehr durch und wenden sich ab. So können sie aber keine politisch wachen Bürgerinnen und Bürger mehr sein, die sich um ihr gesellschaftliches Umfeld kümmern und versuchen, dieses freier, gerechter und demokratischer zu machen. Eines der Ziele der WRB ist, dieser Entwicklung entgegenzuwirken und die politische Bildung nachhaltig zu fördern. Unseres Erachtens ist parteiinterne Bildung etwas vom Wichtigsten für eine sozialdemokratische Partei. Denn wir müssen uns immer wieder fragen: Wo stehen wir, wie interpretieren wir die Gesellschaft heute, wohin soll es gehen, mit welchen Schritten? Sonst sind wir nicht handlungsfähig.

Neue handlungsleitende Erkenntnisse werden in der WRB mit Hilfe von Texten und intensiver Diskussion gemeinsam erarbeitet. Ein weiteres Ziel ist es – und gemäss der dreijährigen WRB-Bilanz entspricht dies einem grossen Bedürfnis – falsche zeitliche Einordnungen zu korrigieren, Ereignisse, Entwicklungen und Personen in einen historischen Kontext zu stellen, beurteilen zu lernen und sich dazu eigene Einsichten zu verschaffen.

Um es in den Worten des Historikers Georg Hasenfratz zu fassen:

«Die WRB ist nicht eine schöngeistige und theorielastige Wolkenschieberei, im Gegenteil, sie gibt ganz praktische Entscheidungshilfen für den politischen Alltag.»

In diesem Sinn freut sich die WRB auf neue, aufmerksame, neugierige und bildungshungrige Menschen; Interessierte dürfen sich gerne im Mailverteiler eintragen lassen (niklaus.wepfer@sp-so.ch) und sich auf der Homepage (www.wrb-so.ch) über vergangene und bevorstehende Anlässe informieren.

NIKLAUS WEPFER, BALSTHAL
Eine Werkstatt braucht einen Chef, einen Patron oder wie man ihn auch nennen mag! Mit Andi Gross ist diese Stelle optimal besetzt: Er hat die aussergewöhnliche Gabe, komplizierte Zusammenhänge verständlich darzustellen, bis man es kapiert, ohne die Geduld zu verlieren. Und, ganz wichtig – er hat Humor!

ERICH AMBÜHL, SOLOTHURN
Bereichernd, auf hohem Niveau anregend, in echter Auseinandersetzung herausfordernd zur Überprüfung, Vertiefung und Revision meiner politischen Ansichten und Überzeugungen. Im Licht der Po- sitionen der Mitdenkenden klären sich eigene Ziele und der Weg, sie zu erreichen. Ich erkenne Sackgassen, neue Horizonte eröffnen sich, neue mögliche Projekte zur Verbesserung der gesellschaftlichen Situation als Sprachrohr für die Verwirklichung sozialer Freiheit sind plötzlich da. Allerdings erinnere ich mich an mein Berufsleben. Die begrenzte Zeit frass die Arbeitskraft auf. Wie die Mandatsträger und Funktionärinnen der SP lebte ich ständig in ersten Prioritäten. Ich muss den Mitgliedern der Kerngruppe nicht sagen, welche Chancen die Institutionalisierung der WRB für die SP des Kantons Solothurn beinhaltet. Sie bietet die Möglichkeit, eigene Projekte auf gemeinsam erarbeiteter Basis zu bündeln, die Schlagkraft aller zu erhöhen, sich gegenseitig besser zu unterstützen, ja sogar Teile eigener Projekte zu delegieren oder gemeinsam zu bearbeiten, was wiederum die Motivation stimuliert. Angesichts der durch die WRB eröffneten Chancen haben für mich deren – relativ weniger – Veranstaltungen absolut erste Priorität. Wir müssten nach Wegen suchen, ihre Ergebnisse nicht nur unseren Parteimitgliedern, sondern auch einer weiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wolle die Wandlung!

«So sind wir alle als Aushängeschilder unserer Partei bestens gerüstet für Erklärungen betreffend unsere Einstellung und unsere Ziele.»

JÖRG VON ARX, OLTEN
Mitdenken, warum ist das so, fragen, tolerant und solidarisch für- und miteinander, demokratische Prozesse begreifen, Freiheitspostulate formulieren, Zusammenhänge verstehen, diskutieren, zuhören, andere Ansichten kennen und verstehen lernen, soziale – wirtschaftliche – politische – psychologische Zusammenhänge in Einklang bringen, un- sere Sozialdemokratie formulieren, philosophische Texte verarbeiten.

DANIELA GERSPACHER, OENSINGEN
Als Arbeiterkind, das keine gymnasiale Bildung erhalten hat, fehlen mir oft die historischen Hintergrün- de um Fragen, die junge Leute an mich stellen, zu beantworten. Hier hilft die WRB mit vertieften Dis- kussionen und Texten zum Beispiel über Demokratie oder den Sozialismus. Dort können wir abseits des Tagesgeschäfts Utopien nachhän- gen, Fragen an Andi Gross stellen und mit seinem Wissen Zusammenhänge klären. So sind wir alle als Aushängeschilder unserer Partei bestens gerüstet für Erklärungen betreffend unsere Einstellung und unsere Ziele. Ich hoffe, dass unsere Kantonalpartei noch lange von der Wichtigkeit dieser Werkstatt überzeugt sein wird und das nötige Geld zur Verfügung stellt. An der Bildung sollte nie gespart werden.

MARKUS SCHNEIDER, SOLOTHURN
Erst seit einem knappen Jahr regelmässig dabei, möchte ich die Willi Ritschard-Bildungswerkstatt nicht mehr missen. Qualitativ hervorra- gendes Rohmaterial aus inspirie- renden Texten, anregende und kontroverse Diskussionen unter allen Werkstättlern und mit Andi Gross ein souveräner Werkstattchef. Die WRB ist eine unverzichtbare Einrichtung für eine Partei, die sich nicht in tagespolitischem Praktizismus verlieren und nur den kurzfristigen Output vor Augen haben will, sondern ihr eigenes Tun auch immer wieder kritisch reflektieren will.

GEORG HASENFRATZ, OLTEN
Andere haben «Denkfabriken», wir leisten uns eine Werkstatt für politische Bildung. Ich nehme mir immer wieder gerne ein paar Stunden Zeit für eine interessante und anregende Gesprächsrunde zu Fragen wie: Wie soll sich die Demokratie weiterentwickeln? Was heisst heute links? Was sind konkrete Utopien? Woran krankt Europa? Diese Veranstaltungen führen stets zu neuen Erkenntnissen (auch für die Tagespolitik), zu einer Justierung oder auch Neuausrichtung des politischen Kompasses. Nicht nur altgediente Politikinteressierte, sondern auch die so genannten Entscheidungsträger/innen könnten von dieser Werk- statt profitieren.